HARTMUT BÜHLER FOTOGRAFIE

HARTMUT BÜHLER FOTOGRAFIE

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Facing Doro – Queen Of Metal

Seit 35 Jahren ist eine Düsseldorferin die erfolgreichste Hard Rock-Sängerin der Welt.

03. August 2018, Wacken: Doro und ihre Band zählen zu den drei Topacts auf dem weltgrößten Metalfestival. Dort wird Doro vor 75.000 Fans offiziell in die Hall of Heavy Metal History aufgenommen. Die Queen Of Metal thront nun ganz oben mit Judas Priest und den verstorbenen Ronnie James Dio und Lemmy Kilmister_Motörhead. – Am 17. August erschien Doros neue Doppel-CD ‚Forever Warriors – Forever United‘, am 18. Oktober d. J. startete ihre Konzerttournee auf Mallorca. Sie endet am 19. Oktober 2019 in Los Angeles.

November, Düsseldorf-Kaiserswerth: für immer wird es mir eine große Freude und ein Privileg bleiben, Doro Pesch portraitiert zu haben. Christoph Kniel (Fotograf aus Essen und bei diesem Termin Assistent, Videograf & Digital Operator) und ich lernen Doro kennen als Persönlichkeit mit ganz viel Seele, größter Herzlichkeit und unglaublicher Bescheidenheit – ein Superstar ohne jede Allüren. Fotografiert wird am Rhein, unweit der Kaiserpfalz. Hier wurde das Musikvideo gedreht zum Duett If I´Cant Have You – No One Will mit Johan Hegg (Amon Amarth).

Nach dem Shooting bestand Gelegenheit, Doro Pesch zum Thema Musikfotografie zu befragen. Übrigens: von Juli bis Oktober 2010 wurde dem Genre Musikfotografie museal gehuldigt: im Essener Folkwang Museum. Mit „A Star is Born. Fotografie und Rock seit Elvis“ wurde der Einfluss der Fotografie auf den Starkult in 60 Jahren Rockgeschichte untersucht. Annie Leibovitz, Richard Avedon, Anton Corbijn, David Bailey, David LaChapelle,, Mick Rock, Jim Rakete, Mark Seliger, Didi Zill und zahlreiche andere Fotograf_Innen sorgten dafür, dass Musiker und Bands wie AC/DC, Bob Dylan, Beatles, Rolling Stones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kiss, Prince, Queen, U2 oder Frank Zappa zu Stars wurden. Und umgekehrt.

Hast Du diese Ausstellung besuchen können und falls ja, was blieb davon in Erinnerung?

o Leider, nein. Die Band und mein Beruf erlauben mir keine Freizeit. Doro zu sein ist ein 24- Stunden-Job.

Kuratorin Christiane Kuhlmann vom Folkwang-Museum fragte damals Fotograf Kevin Westenberg (u. a. Marilyn Manson, U2, Radiohead), ob es als Fotograf möglich sei, das Image einer Band zu kreieren: ‚Ja, ich denke, das ist die eigentliche Herausforderung. Aber vielleicht ist es besser zu sagen, dass man etwas Denkwürdiges und Wiedererkennbares schaffen will‘. … – Was sagst Du zu seinem Statement?

o Ja, daran glaube ich. Schon vor zig Jahren hat die Zeitschrift Bravo zusammen mit unterschiedlichsten Fotografen versucht, ein besonderes Image von mir zu erschaffen. Einmal waren wir in einem New Yorker Studio mit vielen Raben. Ein Motiv zeigte mich als Rockikone mit einem Raben auf dem Arm. Das fand ich toll. Oder wir suchten sogenannte ‚verruchte Locations‘ downtown auf. Ich habe viele spannende Fotografen kennen gelernt, damals gab es noch kein Photoshop. Das hat manchmal tagelang gedauert. Ich habe auch mit Mick Rock zusammen gearbeitet oder mit Philipp Dixon. Zu Modefotograf Philipp Dixon: Mit ihm wollte ich unbedingt ein Plattencover machen. Wir waren in Kontakt, aber er war zu teuer. Dann hat er sich aber noch gemeldet und meinte, er habe noch nie ‚was für den Rockzirkus gemacht und wolle dies gerne versuchen. Wir haben in Kalifornien Palm Beach großartige Aufnahmen gemacht. Das war mit eine der schönsten Fotosessions, an die ich mich erinnere. Ich musste mich daran gewöhnen, weil der Look so anders war. Am liebsten mache ich waghalsige Sachen. – Einmal hat Gabo mich portraitiert. Fürs Magazin Headbanger.

Apropos Fotografin Gabo – hast Du Kontakt zu Campino und den Toten Hosen?
o Nein, Metal und Punk sind getrennte Welten. Man trifft sich höchstens bei bestimmten Medienereignissen wie früher dem ‚Echo‘. Obwohl wir aus derselben Stadt kommen, treffen wir uns eigentlich nie.

Warst Du je auf dem Cover des amerikanischen Rolling Stone-Magazins oder der deutschen Ausgabe?
o Nein, niemals. Das Metalgenre wurde von diesen Magazinen nie gefeatured.

Welche sind Deine liebsten Doro-Portraits?
o Die auf der CD Doro_Für immer von Frank Dursthoff und auf der CD Doro_Classic Diamonds.

Annie Leibovitz, Anton Corbijn, Pep Bonet: wären die was für Dich?
o Klar, aber es müssen nicht immer internationale Top-Fotografen sein. Ich habe viel mit dem großartigen Didi Zill, mit Jochen Rolfes oder Frank Dursthoff, beide Düsseldorf, gearbeitet.

Vor einigen Monaten haben sich Metallica ablichten lassen in Brioni-Anzügen – hast Du schon ´mal einen ähnlichen Imagewechsel gewagt?
o Ja, habe ich. Ich glaube, das war für die Cosmopolitan. Aber das Foto wurde nie gedruckt. Die haben damals eine junge Band genommen und ich sah aber im Ergebnis im Hosenanzug jünger aus als die Band und deswegen wurde es wohl nicht veröffentlicht. Ganz früher für Bravo trug ich mal ein Kleid. Das fanden die Fans überhaupt nicht gut, sie fanden das dekadent. Der Dress Code unter Metalheads ist streng, Frau darf auch nicht zu sexy sein.

Schon seit längerer Zeit werden Konzertfotografen teilweise mit Knebelverträgen seitens der Künstler bzw. ihres Managements abgeschreckt. Und nach drei Songs müssen sie den Konzertgraben verlassen…
o Diese Regelung hat wenigstens zwei Seiten. Die Fotografen wollen zu Recht gute Bilder, gleichzeitig werden wir Musiker von ihnen aber abgelenkt und durch den breiten Graben entsteht eine schwer überwindbare Distanz zu den Fans. Die notwendige Nähe und die Aura zu den Fans wird auch eingeschränkt durch das manchmal streitbare Verhalten der Fotografen untereinander, die auf der Jagd nach starken Bildern sind. Und dann ist da auch noch die Security.

Interview © Hartmut Bühler

doropesch.com doromusic.de wikipedia.org/wiki/Doro_Pesch